When in Lüneburg

17. August 2025

Langes Wochenende in Lüneburg, ich bin 40 geworden. Wir wohnen in einer Wohnung in der Johannisstraße, in der putzige Häuser stehen, die urgemütlich wirken, vor allem das Haus gegenüber, in dem offenbar ein junges Paar wohnt. Sie haben Freunde da, sie sitzen am großen Tisch und reden. Ich bin der Stalker von gegenüber, der sie beobachtet. Es geht fast nicht anders: Die Häuser stehen allesamt eng beieinander, wenn ich rausgucke, schaue ich unweigerlich in deren Haus, das schön beleuchtet ist, usw. In Lüneburg gibt es ein tolles Café: das Bell and Beans; der Flat White ist köstlich. Sowieso hat Lüneburg erstaunlich viele Cafés, in denen ich den ganzen Tag herumsitzen möchte. Aber das geht nicht, denn der liebe Sohn möchte noch auf den Spielplatz und durch die Gegend laufen und irgendwo hochklettern. Mittagessen im Zwei Lieben: Dort servieren sie neapolitanische Pizza. Ein Gast hatte sich erkundigt, ob es auch Pizza Hawaii gibt, die Bedienung war erzürnt: Natürlich gibt es die hier nicht!

Der Nachbar ist besessen vom Parkverhalten anderer. In der Straße ist es eng, Parkplätze sind mal wieder Mangelware, und wer schlecht parkt, der vergeudet wertvollen Platz – findet der Nachbar. Wir sind auch mit dem Auto angereist, weil uns die Bahn hat hängen lassen. Der Nachbar findet, dass unser Auto doch etwas anders stehen sollte. Schräger. Er erklärt, wie er das machen würde. Wir machen es so und der Nachbar ist geradezu begeistert. Es können an diesem Abend also 5 Autos vor den Häusern parken – so wünscht es sich der Nachbar täglich. Ich möchte echt kein Auto besitzen.

Durch das Land juckeln

14. Juli 2025

Würden wir ein Auto besitzen, wären wir in den Pkw gestiegen und hätten anderthalb Stunden später unser Ziel erreicht. Aber wir haben gar kein Auto. Also ließen wir uns zuerst nach A. chauffieren, denn es fuhr kein ICE von B., und von D. ohnehin nicht. Also verbrachten wir 30 Minuten im Auto und dann weitere 100 Minuten in der S-Bahn. A. ist erst die zweite Haltestelle und doch ist der Zug bereits erstaunlich voll. Wir quetschen uns mit dem Sohn auf zwei Sitze im 4er; uns gegenüber sitzt ein Paar, das still leidet. Gemeinsam schauen sie auf dem Smartphone des Mannes einen Film. Dann schläft er ein und sie starrt aus dem Fenster. Der Sohn kann sich immerhin an seinem Sticker-Heft erfreuen. Die S-Bahn juckelt durch das Land. Schön ist es, das schon. Die Wiesen, die Wälder, die Hügel. Würden wir ein Auto besitzen, würden wir vielleicht im Stau stehen.

When in Detmold

12. Juli 2025

Samstag. Erst mal zu Kafka & Co., ein Buch kaufen: «Air» von C. Kracht. Ich hatte noch einen Gutschein, deshalb war das Buch quasi umsonst. Danach etwas essen und noch ins Halbstark, Flat White trinken – richtig gut. Da sitzen junge Leute, die schlau sind und Reclam-Bücher lesen und Anmerkungen reinschreiben. Die zwischendurch laut «weird» rufen. So weird alles. Ich bezahle dann wie ein Boomer «mit Karte», also mit einem Stück Plastik, weil ich zu faul bin, das am Handy einzurichten – muss ich aber mal machen, ich möchte doch cool sein. Cool bleiben, cool werden. Oder? Mit den geliehenen E-Bikes wieder wegfahren. (Hier in Detmold haben sie alle diese Boomer-E-Bikes, die mit den fetten Akkus und ohne das Rohr oben.) Nett ist es hier.

Tödliche Vergesslichkeit

3. Juli 2025

Es gibt etwas, das nennt sich Forgotten Baby Syndrome:

Eltern [vergessen] ihr Kind im Auto – gerade bei Hitze hochgefährlich. Schuld ist eine Hirnfunktion. Warnsysteme können Tragödien verhindern.

Ein heißer Tag, die Eltern sind gestresst, denken schon an die Arbeit, fahren dorthin – und vergessen, dass sie das Kind gar nicht in der Kita abgegeben haben. Stattdessen sitzt es noch brav im Auto. Und stirbt. Furchtbar. Mehr dazu bei Wikipedia.

Beruf: Postbeamter

20. Mai 2025

Manchmal wäre ich gern Briefträger. Keine Ahnung, warum. Aber ich stelle mir den Beruf eigentlich angenehm vor: Ich wäre viel draußen, könnte Fahrrad fahren und ich würde lustige Menschen kennenlernen. Aber in Wahrheit ist der Beruf sicherlich sehr stressig und anstrengend.

Die Deutsche Post, die jetzt vielleicht DHL heißt, hieß früher Bundespost. Die war staatlich und dort arbeiteten Beamte. Die gibt es heute noch:

Gut drei Jahrzehnte nach ihrer Privatisierung haben die Nachfolgefirmen der Bundespost noch immer Tausende Beamte in ihren Reihen.

Bald ist aber Schluss:

Diejenigen Postlerinnen und Postler, die 1994 als letzte verbeamtet wurden und ihre ganze berufliche Laufbahn bei dem Unternehmen bleiben, gehen 2043 in den Ruhestand – dann wäre das Thema Postbeamte Geschichte.

Ich habe genau vor Augen, wie die Postbeamten aussehen. Ich kann sie geradezu riechen. Sie sind auch Teil meiner Kindheit: Im Ort gab es damals die große Postfiliale – das Postamt. Dort roch es nach Telefonbüchern und diesen Briefmarkenschwämmen. Hinter dem Panzerglas (?) saßen die Herren und nahmen meine Pakete an. Schön. Heute gebe ich meine Pakete vorn am Kiosk ab und kaufe noch eine Fanta. Es riecht nach nichts.

Stadtmarketing auf Sparflamme

20. Mai 2025

Es ist zwar ein wenig ausgelutscht, aber Hannover hat tatsächlich nicht den besten Ruf. Die Stadt muss deshalb Touristen aktiv anlocken. Das wird jedoch schwierig: Das Geld fürs Marketing ist alle.

Bis auf ein paar bunte Hannover-Bilder in kleineren Kampagnen passiert in diesem Jahr – nichts.

Das liegt an den Finals 2026. Was kann das sein?, fragte ich mich selbst. Es handelt sich um ein Sportereignis, das in Hannover stattfindet. «Eine große Chance», meinen die Marketing-Leute.

Katastrophensommer

15. Mai 2025

Über den Spielplatz fegen Sandstürme, alles ist trocken und staubig. Ich muss schon tief graben, um an den guten Sand zu kommen, der sich für Burgen eignet. Der Spielplatz ist schon jetzt ein heißer Wüstenplanet, die Sonne ballerte gestern gnadenlos – und wir haben erst Mai. Wie wohl der kommende Sommer wird? Vielleicht ziemlich hot, berichtet der Spiegel:

Den Flüssen fehlt Wasser, der Boden ist außergewöhnlich trocken, Waldstücke brennen – Fachleute zeigen sich beunruhigt über die anhaltende Dürre. Für die kommenden Monate deutet sich zudem eine bedrohliche Wetterlage an.

Kommt da also ein neuer «Jahrhundertsommer» auf uns zu? Was steckt hinter den Vorhersagen? Kachelmannwetter ordnet in einem Video sachlich ein.

Die Farbe Olo

14. Mai 2025

Forscher haben eine Farbe sichtbar gemacht, die nie jemand zuvor erblickt hat: Olo heißt sie.

Dem Fachteam um [Austin] Roorda ist es gelungen, bei einer Handvoll Freiwilligen – einer von ihnen war er selbst –, nur die M-Zapfen zu aktivieren. Diese senden dann ein gänzlich neues Farbsignal an das Gehirn.

Die neue Farbe sei eine «Mischung aus Blau und Grün», aber mit einer «nie dagewesenen Sättigung». Siehe dazu auch: Wikipedia.

Eltern lesen weniger vor

5. Mai 2025

Viele Eltern haben keine Lust mehr, ihren Kindern etwas vorzulesen, berichtet The Guardian:

Less than half of parents find it fun to read aloud to their children, new research shows.

Es mache keinen Spaß, nörgelten die befragten Eltern. Mehr dazu auch auf kottke.org, interessant auch die Kommentare dort: «Incredibly sad.»

Gier killt Lister Meile

2. Mai 2025

In Hannover gibt es in der List die Lister Meile. Eine charmante Fußgängerzone, in der man alles erledigen kann, kaufen kann, was man so benötigt. Zum Beispiel: guten Kaffee und Bücher. Leider müssen immer mehr Läden schließen; aufgeben. Die Mieten steigen. Die Vermieter sind gierig, wollen immer mehr Kohle. Neulich gab einer meiner Lieblingsbuchläden auf. Das war hart. Sie hatten stets eine erstaunlich gute Auswahl, die meinen literarischen Geschmack traf. Aus und vorbei. Nun geht das Sterben weiter, berichtet die HAZ:

Drei Boutiquen verlassen die beliebte Einkaufsstraße Lister Meile. Wenn Mietverträge auslaufen, sind die neuen Verträge für private Einzelhändler oft kaum zu bezahlen. Daher übernehmen immer mehr Ketten und Gastrobetriebe die frei werdenden Ladenlokale.

Ketten kommen, die LiMei wird eine neue Innenstadt – oder was? Alles wandelt sich, manchmal jedoch waren Dinge früher doch besser.